38 Nyad
Teddynews 2023-38:
Die größte Powerfrau der Welt
Diana Nyad
Mit Mitte sechzig schaffte Diana Nyad das Unglaubliche. Sie schwamm von Kuba bis Florida ohne Schutzmaßnahmen durch eine der gefährlichsten Meerespassagen. Warum dieser Traum ihr Leben dominierte und warum sie nun nicht mehr schwimmt, erzählt sie im Interview:
Von Kindesbeinen an verfolgte die Amerikanerin Diana Nyad einen Traum. Sie wollte die Floridastraße schwimmen - von Kuba nach Florida. Die Strecke von 177 Kilometern gehört zu den gefährlichsten Meeresengen der Welt. Hier leben Haie und giftige Quallen, es lauern Strömungen und unberechenbare Winde. Bei Langstreckenschwimmern, wie Nyad, ist sie deswegen auch als der Mount Everest der Ozeane bekannt. Doch Nyad hatte sich schon früh in den Kopf gesetzt, diese Passage zu schwimmen und das ohne Schutzmaßnahmen wie einem Haikäfig. Vier Mal scheiterte sie, beim fünften Versuch war sie 64 Jahre alt und schwamm in 53 Stunden von Havanna nach Key West - Rekord! Entstanden ist die Dokumentation "The other shore", die erahnen lässt, wie sehr dieser Traum Nyads Leben bestimmte und warum. Im Interview spricht Diana Nyad mit uns über Gedanken unter Wasser und die unerschütterliche Kraft von Träumen.
Zum Traier:
Warum genau diese Meerespassage?
Diana Nyad: Ich wollte die längste Strecke schwimmen, die jemals ein Mensch geschwommen ist, und suchte auf der Weltkarte nach einer geeigneten Strecke. Als ich Kuba sah, setze mein Herz kurz aus und ich wusste, es gibt nur diese eine Passage für mich. Der Satz meiner Mutter und meine Neugierde dieses für Amerikaner verbotene Land mit eigenen Augen zu sehen, waren sicherlich ausschlaggebend. Es gab bereits Menschen, die es versucht hatten, bevor ich überhaupt auf die Idee gekommen war. Sie nannten es den Mount Everest der Ozeane, denn es gibt keine schwierigere Passage auf dieser Welt. Sie hat alles, Wind, Strömungen, giftige Quallen und Haie.
Warum hat diese Idee eine solche Kraft auf Sie ausgeübt, dass Sie es fünf Mal versucht haben?
Diana Nyad: Sie hatte für mich einen politischen Stellenwert, einen persönlichen und sogar einen sportlichen. Denn diese Passage ist einfach die Königsdisziplin. Für mich war es von Anfang an mehr, als ein Rekordversuch oder Sportevent, für mich war es der Versuch das Leben mit jeder Pore meines Körpers zu spüren.
Welche Bedenken hatten Sie persönlich, als Sie im Wasser waren?
Diana Nyad: Als ich einmal im Wasser war, hatte ich keine Angst mehr. Das wäre auch falsch gewesen, denn es hätte mich blockiert. Und was hätte ich allein auch machen sollen, wenn plötzlich ein Hai in meiner Nähe gewesen wäre? Dafür hatte ich mein Team. Insgesamt begleiteten mich fünf Boote mit 44 Personen. Es gab Hai-Taucher, Menschen die nach Quallen suchten, Ärzte und Freunde, wie Bonnie Stoll, die mich in- und auswendig kennen und wissen, wann ich was brauche. Mal ein motivierendes Wort, mal ein Schluck Cola. Während ich schwimme, bin ich in meiner eigenen Welt, singe mir im Kopf selbst Lieder vor oder begebe mich auf Weltreise, während der Körper wie automatisiert schwimmt.
Welche Bilder haben Sie im Kopf, wenn Sie an Ihren letzten Versuch denken?
Diana Nyad: Ich erinnere mich vor allem an die Ehrfurcht, die ich empfunden habe, vor unserer wunderschönen Welt und den Ozeanen, die immerhin einen Großteil davon ausmachen. Natürlich gibt es Momente, in denen der Körper nicht mehr kann und man ins Zweifeln kommt. Aber ähnlich wie Bergsteiger, die unbedingt den Mount Everest bezwingen wollen, schaffe ich es mir in solchen Momenten immer wieder Motivation aus dem simplen Fakt zu ziehen, dass ich die andere Seite erreichen möchte. Es gibt keine andere Möglichkeit. Und wenn ich dann einen bestimmten Punkt erreicht habe, dann fühlt sich das schwimmen leicht an, wie cruisen.


